Sozialpraktikum in der forensischen Psychiatrie

Die kaufmännische Auszubildende Petra hat an dem Sozialpraktikum der Firma Böhringer in Ingelheim teilgenommen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Teilnehmenden hatte Petra gleich eine bestimmte Einrichtung im Sinn. Sie wollte das Praktikum in einer forensischen Psychiatrie machen und kümmerte sich selbst um ihren Praktikumsplatz.

Die forensische Psychiatrie behandelt psychisch kranke Straftäter und ist ein ganz herausfordernder Lernort. Petra berichtet uns von ihren („Grenz“)-Erfahrungen, und dass das Praktikum sie darin bestärkt hat, das Gute im Menschen zu sehen.

Ich habe mein Sozialpraktikum in der forensischen Psychiatrie absolviert. Dort waren die Patienten in drei verschiedenen Stationen zu jeweils 19 Patienten untergebracht: Auf Station 1 waren die Patienten, die keine Aussicht auf Heilung hatten, auf Station 2. die Patienten, die auf dem Weg der Besserung waren und in der dritten Station die Patienten, die bald ihren Entlassungsurlaub abtreten können.

Während meiner Woche habe ich viele spannende Situationen erlebt und unglaublich viele Erfahrungen und Erkenntnisse für mich gewonnen. Ich durfte z. B. bei Therapiegesprächen dabei sein, den Alltag der Patienten miterleben und gestalten, Gerichtsurteile lesen und bei Anhörungen vor Gericht mit dabei sein.

Es gab auch einige Situationen, die mir im Kopf geblieben sind und mich zum Nachdenken angeregt haben: Am ersten Tag hatte ich bei der Ausgabe der Mittagessen mitgeholfen. Ein Mann kam plötzlich vorbei und half mir ein Tablett vom Schrank runter zu heben. Ich war der Annahme, dass er ein Pfleger sei, da ich bereits viele Patienten kennengelernt hatte und ihn vorher nicht gesehen hatte. Als er 5 Minuten später in der Reihe der Patienten stand, um sich das Patientenessen abzuholen, war ich umso verdutzter. Man hat dem Mann – im Gegensatz zu manch anderem Patienten – kein bisschen eine psychische Erkrankung angesehen.

Auch wenn man nicht vergessen darf, dass die Patienten eine Straftat begangen haben, hat sich meine Charaktereigenschaft – in jedem Menschen, das Gute zu sehen – nur verstärkt. Ich bin froh, dass ich die Möglichkeit hatte, dieses Praktikum zu absolvieren und würde es jederzeit wieder machen.“